Tom Blomefield, der Gründer der Künstlerkolonie in Tengenenge ist gestorben

Am Mittwoch, dem 8. April 2020, ist Tom Blomefield, Bildhauer und Gründer der Künstlerkolonie in Tengenenge, im Alter von 95 Jahren gestorben. Neben Frank McEwen, dem ersten Direktor der Rhodeses Nationalgalerie im ehemaligen Südrhodesien (heute Simbabwe), ist Tom Blomefield die wichtigste Person, die durch ihre Vision und ihre das ganze Leben dauerende Arbeit die Entstehung der weltberühmten simbabwischen Bildhauerei ermöglicht hat.

Farmer Tom Blomefield

Tom Blomefield wurde am 3. Mai 1926 in der Südafrikanischen Union geboren, wo er auch zur Schule ging und zu arbeiten begann. Während des Zweiten Weltkrieges diente er in der südafrikanischen Marine. Nach dem Krieg begann er als Assistent in Farmen in Rhodesien zu arbeiten. In der Impinge Farm in Great Dyke lernte er Mary Bentley kennen, die aus einer wohlhabenden Bauernfamilie stammte. Tom Blomefield heiratete Mary im Jahre 1949. Ein Jahr später gewann er am Fuße von Great Dyke jungfräulichen Boden und gründete mit finanzieller Hilfe von Marys Eltern eine eigene Tabakfarm. Nach dem Namen eines kleinen Flusses, der am Rande des Landes fließt, ist die Farm als Farm Tengenenge bekannt. Der Name Tengenenge kann in der Shonasprache unterschiedliche Bedeutungen haben, aber für poetische Inhalte wird er meistens als „Anfang der Anfänge“ übersetzt, obwohl es auch einen Wasserfall oder zwei Berge bedeuten kann.

Bildhauer Tom Blomefield

Im November 1965 erklärte Südrhodesien einseitig die Unabhängigkeit von Großbritannien. Der neue Staat wurde jedoch von der Weltgemeinschaft nicht anerkannt. Im Jahr 1966 verhängte das Großbritannien mit Unterstützung von den USA Wirtschaftssanktionen gegen Rhodesien, die den Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus dem Land verhinderten. Dies hat zu einem dramatischen Rückgang der Tabakpreise in Rhodesien geführt. Tom Blomefield suchte nach einer alternativen Einnahmequelle. Er entschied, sich als Künstler durchzusetzen und sandte diese Nachricht in die Welt. Zufälligerweise erfuhr diese Nachricht Crispen Chakanyuka, ein junger Künstler, dessen Lehrer die ersten rhodesischen Bildhauer Joram Mariga und John Takawira waren. Crispen Chakanyuka erklärte sich bereit, Tom Blomefield Bildhauerei zu unterrichten, und zog im Februar 1966 für einige Monate nach Tengenenge. Tom Blomefield rechnete in seinen ursprünglichen künstlerischen Plänen nicht damit vor, dass selbst die Arbeiter, die in seiner Farm arbeiten, Bildhauer werden könnten. Aber ein weiterer Zufall hat alles verändert.

Leman Moses und die erste Generation von Bildhauern aus Tengenenge

Leman Moses sorgte für Gärten und Bienenvölker in der Tom Blomefields Farm. Eines Tages bat Tom Blomefield Leman ihm Modell zu sitzen. Als Tom mit der Arbeit an seiner Plastik fertig war, nahm Leman Moses sein Werkzeug und einen neuen Stein, und begann, seine eigene Skulptur zu hauen. Als Tom am nächsten Tag das Ergebnis seiner Arbeit sah, war er überrascht, welche Skulptur Leman schaffen konnte, obwohl er keinen künstlerischen Ehrgeiz hatte. Dies weckte seine Neugier und er kündigte an, dass jeder, der Lust hatte, versuchen könne, die Skulpturen zu erschaffen. Das Interesse war groß, was durch die Tatsache erklärt werden kann, dass die Jünger als Bildhauer ein besseres Einkommen denn Lohnarbeiter auf einem Bauernhof erzielen konnten. Dies war der Kern der zukünftigen Künstlerkolonie. Die ersten Bildhauer waren neben Leman Moses der Küchenchef Wazi Maicolo, der Gärtner Barankynia Gosta. Später traten auch Bernard Matemera und Enos Gunja bei.

Obwohl es so scheinen mag, dass die bildhauerische Gemeinschaft von einen Tag zu anderen geboren wurde, war dies ein allmählicher Prozess. Tom Blomefield führte die Farm weiter und verkaufte den größten Teil des Farmbodens mit Ausnahme des Grundstücke, auf dem sich die Steinbrüche und das Dorf Tengenenge befinden, erst im Jahre 1973.

Tom Blomefield und Frank McEwen

Der erste Weg, wie Tom Blomefield Skulpturen von Bildhauern in Tengenenge zu verkaufen begann, war die Rhodes Nationalgalerie. Der Direktor der Nationalgalerie, Frank McEwen, war ein Visionär, der zu der Zeit, wo sich das Apartheidregime in Rhodesien festigte, schwarze Künstler unterstützte und dank seinen Kontakten Ausstellungen neuer rhodesischer Kunst in Weltmuseen organisierte. Tom Blomefield respektierte zweifellos die Autorität von Frank McEwen, sowie das enorme Potenzial der Ausstellungen der Nationalgalerie Skulpturen zu verkaufen, die von Bildhauern in Tengenenge geschaffen wurden. Er stimmte jedoch nie mit Frank McEwens Ansichten darin überein, wer über die Qualität neuer Kunst entscheiden sollte. Frank McEwen wählte persönlich und sorgfältig einzelne Skulpturen für alle Ausstellungen aus, da seine Strategie darin bestand, ein spezifisches Gesicht von „Shona Art“ auf dem Weltkunstmarkt zu schaffen und zu etablieren. Aus heutiger Sicht könnte man sagen, dass Frank McEwen eine bestimmte und übrigens eine sehr erfolgreiche Marketingstrategie hatte, um die neue Kunst in die Welt zu verkaufen. Die negative Seite dieser Strategie war, dass er alles, was nicht in seine Pläne passte, als unkünstlerisch ablehnen musste. Er setzte sogar duch, dass die Skulpturen, die er nicht ausgewählt hatte, zerschlagen werden sollten. Tom Blomefield war hingegen überzeugt, dass über den Erfolg des Bildhauers nicht die Entscheidung des Kritikers entscheidet, sondern nur der Käufer eines Kunstwerks.

Frank McEwen besuchte Tengenenge zum ersten Mal bereits 1966 und nahm Tengenenge in die Werkstatt der Nationalgalerie auf. Die Werke von Bildhauern aus Tengenenge bildeten dann den Hauptteil der von der Nationalgalerie organisierten Ausstellungen. Die Widersprüche zwischen Tom Blomefield und Frank McEwen nahmen jedoch allmählich zu und gipfelten im Jahr 1968, als Tom Blomefield die National Gallery als einzigen Vertriebskanal ablehnte und begann, seine eigenen Ausstellungen zu organisieren und nach Wegen zu suchen, wie man die Tengenenge-Skulpturen verkaufen könnte. Die Tengenenge-Künstlerkolonie ist unabhängig geworden und funktioniert so bis heute.

Tengenenge während des Bürgerkriegs in Südrhodesien

Das Jahr 1966, als die Künstlerkolonie Tengenenge zu entstehen, ist auch der Beginn der bewaffneten Kämpfe der schwarzen Guerilla-Gruppen gegen die weiße Regierung in Südrhodesien. Ihr Ziel war die Unabhängigkeit zu erlangen und die Gleichberichtigung der schwarzen Mehrheit zu erreichen. Die Intensität der Kämpfe auf dem Land in den 1970er Jahren nahm allmählich zu. Nach dem Verkauf der Farm im Jahr 1973 zog Tom Blomefield in die Hauptstadt Salisbury, wo er am Verkauf von Skulpturen arbeitete und Einrichtungen für seine Bildhauer baute. Er pendelte regelmäßig nach Tengenenge. Im Jahr 1979 ist die Situation so gewesen, dass alle Bildhauer Tengenenge verlassen hatten und die meisten von ihnen in die Hauptstadt gezogen waren. Der einzige, der in Tengenenge blieb, war Josiah Manzi mit seiner Familie.

 

  • Tom Blomefield zwischen den Bildhauern in Tengenenge
  • Tom Blomefield in Tengenenge
  • Tom Blomefield in Tengenenge im Frühjahr 2007
  • Tom Blomefield, der Gründer der Künstlerkolonie in Tengenenge

Tengenenge nach dem Gewinn der Unabhängigkeit und in den 1990er Jahren

Der Bürgerkrieg war mit einer Vereinbarung bewaffneter Gruppen mit der weißen Regierung von Ian Smith und der Unabhängigkeitserklärung des Landes im Dezember 1979 zu Ende. Das Land wurde in Simbabwe umbenannt. Nach dem Gewinn der Unabhängigkeit kehrten die Bildhauer allmählich nach Tengenenge zurück. Die Besten der ersten Bildhauergeneration kehrten jedoch nicht auf die Dauer nach Tengenege zurück. In Harare gründeten sie ihre Studios Henry Munyaradzi, Fanizani Akuda oder Sylvester Mubayi. Tom Blomefield kehrte 1983 dauerhaft nach Tengenenge zurück. Die skulpturalen Arbeiten in Tengenenge begannen sich so langsam zu entwickeln wie das Leben im unabhängigen Simbabwe.

Die 1980er Jahre waren ein schrittweiser Prolog für die 1990er Jahre, der die größten künstlerischen Erfolge von Tom Blomefield und seiner Künstlerkolonie brachte. Das Jahr 1989 wurde zum Wendepunkt, als die Ausstellung von Bildhauern aus Tengenenge erstmals im Arboretum in niederländischen Wageningen stattfand. Der Erfolg der Ausstellung öffnete den Bildhauern aus Tengenenge die Tür nach Europa, wo in den 1990er Jahren Dutzende von Ausstellungen stattfanden. Vor allem in den Niederlanden, aber auch in Belgien, Deutschland, Großbritannien und Italien. Außerhalb Europas zum Beispiel in Australien.

Tom Blomefield und Dominic Benhur

Tom Blomefield leitete die Kunstszene von Tengenenge über 40 Jahre lang bis Dezember 2007, bis er schon 82 Jahre alt war. Den Steinskulpturen widmete Tom Blomefield den größten Teil seines Lebens, und es war sicherlich sehr schwierig für ihn, das Leben in Afrika aufzugeben. Seine Gesundheit erforderte jedoch bereits medizinische Versorgung, die im afrikanischen Busch unmöglich war. Er folgte daher den Angeboten seiner Freunde aus den Niederlanden und zog unweit der deutschen Grenze nach Enschede. Dominic Benhur, derzeit der erfolgreichste Bildhauer in Simbabwe, kaufte die Grundstücke auf dem Tengenenge-Dörfer und Steinbrüche. Dominic Benhura wurde für einige Jahre Direktor von Tengenenge. Die „Alteingesessenen“ in Tengenenge akzeptierten Dominic Benhura jedoch nie und Konflikte zwischen ihm und dem Community Management wurden immer häufiger. Dominic Benhura behielt daher wie seine Arbeit nur die Kontrolle über den Steinabbau und die Gemeinde wird bis heute nur noch von ihren Frontmännern geleitet.

 

Ein Selbstporträt von Tom Blomefield im Tengenenge Museum

Tom Blomefield: Stone Rich in Africa

Auch nach dem Tom Blomefield nach Europa gezogen war, widmete er sich weiterhin den Skulpturen. In Zusammenarbeit mit Prof. Raimund Beckmann organisierte er immer von Mai bis Oktober Skulpturenausstellungen von Bildhauern aus Tengenenge im Kulturhof Westerbeck nich weit von Westerkappeln in Deutschland. Unter dem freundlichen Druck von Geja Stassen, der Architektin und Autorin und der Bauunternehmerin des Tom Blomefield Steinmuseums in Tengenenge, schrieb er seine Lebensgeschichte in dem Buch: Stone Rich in Africa. Im Mai 2013 veröffentlichte es Tom Blomefield auf seine eigenen Kosten.

Am 8. April 2020 veröffentlichte Steve Blomefield auf seinem Facebook-Profil eine Todesanzeige von Tom Blomefield: „Hallo allerseits, ich habe traurige Nachrichten. Tom Blomefield, mein Vater und einer der leitenden Führer der simbabwischen Skulpturenbewegung, ist heute um 11 Uhr in Holland friedlich gestorben.

 

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